Dokumentarfotografie 2007/2008

Dokumentarfotografie 2007/2008

Förderpreise der Wüstenrot Stiftung
8. Mai bis 4. Juli 2010

Seit 1994 vergibt die Wüstenrot Stiftung in Zusammenarbeit mit der Fotografischen Sammlung des Museum Folkwang Essen alle zwei Jahre einen Förderpreis an jeweils vier Dokumentarfotografen. Es ist das Anliegen der Stiftung, jungen Dokumentarfotografen die Möglichkeit zur Realisierung eines freien Projekts zu geben und dieses im Rahmen einer Ausstellung der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Die Preise sind mit jeweils 10.000 € dotiert. Die Preisträger von 2007/2008 sind  Andrea Diefenbach (FH Bielefeld), Kirill Golovchenko (Hochschule Darmstadt), Aymeric Fouquez und Margret Hoppe (HGB Leipzig). Sie haben im Dezember 2008 ihre Projektarbeiten beendet. Ihre Arbeitsergebnisse werden zusammen mit ihren Diplomarbeiten in der Ausstellung vorgestellt.

Andrea Diefenbach beschäftigt sich in ihrer Arbeit „Land ohne Eltern“ mit der Lebenssituation von Arbeitsmigranten aus der Republik Moldawien - einem der ärmsten Länder Europas. Die Dokumentarfotografien zeigen ein Stück Realität und machen durch die Bildsprache politische, wirtschaftliche und soziale Tatbestände ästhetisch erfahrbar. Bild für Bild wird eine eindrucksvolle Geschichte über das Leben der verlassenen Kinder und migrierten Eltern erzählt. Die Fotografien verdeutlichen die Distanz zwischen zwei räumlich voneinander getrennten Welten: das Schicksal der in der Heimat zurückgelassenen Kinder und das Leben der Eltern in der Ferne.

In seiner Serie „Der ukrainische Durchbruch“ dokumentiert Kirill Golovchenko Stimmungen, die ein Land im Übergang zeigen. Er entdeckt Situationen, die zum einen auf den erstrebten Aufbruch, orientiert an der Ästhetik der westlichen Warenwelt deuten und zum anderen von der kommunistischen Vergangenheit zeugen. So zeigen die Fotografien die aktuelle gesellschaftliche Ambivalenz, indem eine eigentümliche Gegenwart nicht nur des Neuen und Zukünftigen, sondern auch des Vergangenen zum Ausdruck kommt.

Aymeric Fouquez richtet seinen Blick in „Folgelandschaften“ auf die vom Braunkohletagebau geprägte Landschaft in der Umgebung von Leipzig. Die Fotografien zeigen aus einer ziviliationskritischen Sicht einen von der industriellen Vergangenheit geschundenen Ort, an dem eine neue Gegenwart erfunden und erlebt wird. Das dokumentierte Freizeitleben in den episch weiten Panoramen Fouquez’ lässt die Menschen winzig wirken. Es mutet wie ein zaghafter Versuch an, sich die künstliche Landschaft als Lebensraum zurückzuerobern.

In „Die Kammer, Kienbaum, 2008“ zeigt  Margret Hoppe einen Ort der Sportgeschichte der DDR. Die Serie dokumentiert ein in der Nähe von Berlin gelegenes Leistungssportzentrum, das nach der politischen Wende stillgelegt wurde. Es entsteht der Eindruck, dass die Trainingsstätte so bewahrt wurde, wie sie am letzten Tag der Nutzung zurückgelassen wurde, als hätte sie ihre eigene Geschichte konserviert. Die Fotografien bringen eine Ästhetik aus der sozialistischen Vergangenheit zum Ausdruck und machen den Stillstand der Zeit wahrnehmbar.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.
Ludwigshafen, April 2010