5 x LU

5 x LU

Fotografen sehen Ludwigshafen
19. Februar – 12. April 2004

Am 18. Februar 2004 öffnet der Kunstverein mit der Ausstellung "5XLU – Fotografen sehen Ludwigshafen" wieder die Tore in seinem angestammten Domizil, dem Bürgermeister-Ludwig-Reichert-Haus. Die Ausstellung war ursprünglich als Beitrag des Kunstvereins zum 150-jährigen Stadtjubiläum und zu seinem eigenen 75-jährigen Bestehen gedacht, musste jedoch aufgrund der länger dauernden, aufwändigen Sanierungsarbeiten im Reichert-Haus auf 2004 verschoben werden. So kann man jetzt die Schau als einen Nachtrag zum Jubiläumsjahr verstehen, ihre inhaltliche Fragestellung hat jedoch nichts an Aktualität eingebüßt. Im Gegenteil: Die Ausstellung fokussiert am Beispiel Ludwigshafens den Blick auf die Stadt und den Stadtraum – ein Thema, das gegenwärtig, vor dem Hintergrund sich wandelnder urbaner Strukturen, in der zeitgenössischen Kunst vielfach aufgegriffen wird. Für das Projekt hat der Kunstverein fünf Fotografen/innen – Simone Demandt, Sinje Dillenkofer, Matthias Koch, Frank Robert und Wolfgang Zurborn – zur urbanen Recherche mit der Kamera nach Ludwigshafen eingeladen. Alle Fotografen/innen hatten freie Hand in der Wahl ihres Themas. Einzige Vorgabe war, die Stadt, ihre Lebens- und Arbeitsräume unter verschiedenen thematischen Aspekten in frei künstlerischen Arbeiten zu erforschen.
Der Düsseldorfer Fotograf Matthias Koch hat das Werkgelände der BASF aus einer absolut ungewöhnlichen Perspektive fotografiert. 

Dafür hat er die Kamera an der Leiter seines Feuerwehrwagens montiert. Der Blick über das Areal aus einer Höhe von ca. 30 Metern ist überwältigend. Die großformatigen, brillant scharfen, detailgenauen Aufnahmen eröffnen dem Betrachter einen neuen, bisher unbekannten Blick auf das gewaltige Gelände der BASF. Sinje Dillenkofer setzt sich in ihrer Arbeit mit dem Menschen im Spannungsfeld von Stadt– und Industrieraum auseinander. Als Symbol für die in Ludwigshafen angesiedelte Industrie dient ihr ein Schutzanzug der BASF. In extremen Gegenlichtaufnahmen und harten schwarzweiß Kontrasten aufgenommen, stellt sie den Schutzanzug in einen Dialog zu Aufnahmen von Menschen in der Stadt. Die Fotografien werden zum Zeichen für Hülle und Haut, Schutz und Bedrohung, Leben und Tod. Das individuelle Porträt steht im Zentrum der künstlerischen Arbeit Simone Demandts. Ihre Porträtsitzungen fanden an einem ungewöhnlichen Ort in der Stadt statt. Sie hat mehrere Bewohner eines Hochhauses zu einem Fototermin auf die Dachterrasse eingeladen. Ihre inszenierten Porträts greifen dabei stilistische Elemente des klassisch gemalten Porträts des 15. Jahrhunderts auf. Frank Robert begleitet mit seiner Kamera die von der EU (Urban II) für Ludwigshafen bewilligten Fördermaßnahmen im Innenstadtbereich, wobei er dem dokumentarischen Auftrag eine erzählerische Dimension verleiht. In ausgiebigen fotografischen Streifzügen nähert sich Wolfgang Zurborn zum ersten Mal seiner Heimatstadt, in der bis zu seinem 21. Lebensjahr lebte. Seine collageartigen Kompositionen lassen äußerst vielschichtige Raumgefüge entstehen, deren hintergründige Botschaften die Komplexität des urbanen Lebensraums feinsinnig und humorvoll kommentieren. 
Die Eigenständigkeit und individuelle Arbeitsweise jeder künstlerischen Position ergibt in der Gesamtschau ein vielschichtiges Bild der Stadt. Reich an unerwarteten Perspektiven skizzieren die Künstler/innen ein unmittelbares und authentisches Portrait von Ludwigshafen.