Der Kunstverein im rheinland-pfälzischen Ludwigshafen ist einer der führenden Vermittler zeitgenössischer Kunst in der Region. Als größter Kunstverein des Bundeslandes verbindet er seit 1928 die Gemeinden der Metropolregion mit den Künstlerinnen und Künstlern unserer Zeit.

KV LU

Kunstverein Ludwigshafen

Buergermeister-Ludwig-Reichert-Haus (Kulturhaus) - Modell. Aufnahme 29.01.1957. Stadtarchiv Ludwigshafen

Als gemeinnützige Kunstinstitution unterstützen wir lokale und internationale Künstlerinnen und Künstler, die sich in einer entscheidenden Phase ihrer künstlerischen Laufbahn befinden. Wir streben es an, die Vielfalt der zeitgenössischen Kunstlandschaft durch Neuproduktionen, Ausstellungen, Recherchen und Interpretationen zu fördern.

Der Kunstverein Ludwigshafen versteht sich als offene und kollaborative Institution, die ein breites Spektrum an interdisziplinären Künstlerinnen und Künstlern unterstützt und ihnen Raum für kreatives Arbeiten, experimentelle Entwicklung und freie Entfaltung bietet. Der Kunstverein ist ein Ort der Begegnung für die vielfältige Stadtgesellschaft Ludwigshafens, ein Raum, in dem die unterschiedlichen Perspektiven der Bevölkerung berücksichtigt werden und ihre einzigartigen Lebenserfahrungen zum Ausdruck kommen.

Ludwigshafen ist eine noch junge, durch Industrie und Wirtschaft geprägte Stadt. Die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstandene, stark chemisch geprägte Industrielandschaft führte zu einem rasanten Wandel in der Bevölkerung und der Wirtschaftsleistung. Entsprechend ist die Stadt traditionell von Migration geprägt - innerdeutsch, europäisch und international. Für den Kunstverein Ludwigshafen ist es ein zentrales Anliegen, einen Ort zu schaffen, der auf die sich ständig verändernde urbane Situation und Bevölkerungsstruktur der Stadt reagiert.

Die Vielfalt der Kulturen, Nationalitäten und Religionen der Bevölkerung zeigt sich besonders im Stadtteil Mitte, in dem der Kunstverein Ludwigshafen angesiedelt ist. Durch die Förderung von Orten des kollektiven Lernens und des Austauschs wollen wir Künstlerinnen und Künstlern sowie der Öffentlichkeit die Möglichkeit geben, gemeinsam über die Herausforderungen unserer Zeit zu reflektieren, sowohl auf lokaler als auch auf globaler Ebene. Deshalb ergänzen wir unsere verschiedenen Ausstellungen mit einer Reihe von öffentlichen Programmen, die zum Nachdenken und Mitmachen anregen. Zusätzlich zu den Ausstellungen organisiert der Kunstverein Ludwigshafen Gespräche, Performances, Lesungen, Kunstreisen und Filmvorführungen.

Die 2008 gegründete Kinder- und Jugendkunstschule unARTig ist eine weitere Säule im Bildungsprogramm des Kunstvereins. Mit einem umfangreichen Angebot an praktischen Aktivitäten für Kinder und Jugendliche will die Kunstschule die Begeisterung für zeitgenössische Kunst wecken und Möglichkeiten der kulturellen Bildung unterstützen. Die Ausstellungen des Kunstvereins geben dabei stets den entscheidenden Impuls.

Der Kunstverein Ludwigshafen wurde 1928 gegründet und befindet sich derzeit in einer tiefgreifenden Phase der Neuausrichtung. Dazu gehören die Renovierung des Bürgermeister-Ludwig-Reichert-Hauses, ein neuer Webauftritt und eine neue programmatische Ausrichtung.

DIE RENOVIERUNG DES BÜRGERMEISTER-LUDWIG-REICHERT-HAUS

Das unter Denkmalschutz stehende Bürgermeister-Ludwig-Reichert-Haus wurde 1956 erbaut. Aufgrund des Alters des Gebäudes sind zur Gewährleistung einer zeitgemäßen Nutzung und Verbesserung des energetischen Zustands umfangreichere Sanierungsmaßnahmen notwendig.

So entsprechen die Glasfassaden nicht mehr dem technischen Standard, etwa den Anforderungen an Wärmeschutz, und müssen ersetzt werden. Im Innen- und Außenbereich sind umfangreiche Betonsanierungs- und Putzarbeiten erforderlich.

Im Zuge der Umbauarbeiten wird die Kinderbibliothek nach dem Entwurf des renommierten niederländischen Architekten Aat Vos, der für seinen Beitrag zur Entwicklung von Bibliotheken als “Dritte Orte” in Ludwigshafen mit der Karl-Preusker-Medaille ausgezeichnet wurde, umgestaltet. Zur Erweiterung wird der angrenzende ehemalige Kinoraum genutzt. Darüber hinaus wird Raum für Infoplätze, eine Teeküche sowie Toiletten – inklusive einer barrierefreien Toilette – entstehen.

Zu den Maßnahmen gehört auch, die Zugänge der Räume im Bürgermeister-Ludwig-Reichert-Haus barrierefrei zu gestalten, ebenso wird der Innenhof in Zusammenarbeit mit hofmann_röttgen Landschaftsarchitekten bdla umgestaltet, begrünt und als Aufenthaltsfläche aufgewertet.

Die Kosten werden bis zu 90 Prozent durch Zuwendungen von Bund und Land aus dem Förderprogramm “Wachstum und nachhaltige Entwicklung – Nachhaltige Stadt” für das Stadterneuerungsgebiet Mitte/Innenstadt finanziert. Die Maßnahme Umbau und Sanierung des Bürgermeister-Ludwig-Reichert-Haus ist Teil des Förderbescheids.

2025 UMZUG

Der Kunstverein Ludwigshafen wird im September 2025 im Bürgermeister-Ludwig-Reichert-Haus wiedereröffnen!

Die Rückkehr markiert eine Neuausrichtung der Institution nach einer umfangreichen Renovierung und bildet den Abschluss einer dreijährigen Phase der institutionellen Umgestaltung. Der Kunstverein Ludwigshafen präsentiert sich mit einer neuen künstlerischen und programmatischen Ausrichtung und einer veränderten visuellen Identität.

GESCHICHTE

Besonderer Dank gilt Frau Bettina Scheeder, die 1997 an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg ihre Magisterarbeit über den Kunstverein Ludwigshafen anfertigte und damit das Archiv des Kunstvereins umfassend erfasst und die Geschichte der Institution wissenschaftlich aufgearbeitet hat.

Für weitere Fragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

Modell des Kulturhauses, Bürgermeister-Ludwig-Reichert-Haus. Aufnahme 1956. Stadtarchiv Ludwigshafen
  • Zu Beginn des 17. Jahrhunderts als militärischer Brückenkopf auf der gegenüberliegenden Rheinseite zur kurfürstlichen Residenzstadt Mannheim errichtet, entwickelte sich Ludwigshafen bzw. die "Rheinschanze" im Laufe des 19. Jahrhunderts zu einer florierenden privaten Handelssiedlung, nicht zuletzt durch den Ausbau eines Winterhafens.

    1843 wurde die Rheinschanze durch den bayerischen König Ludwig I. für den bayerischen Staat erworben und erhielt den Namen Ludwigshafen. Wie das gesamte linksrheinische Gebiet der ehemaligen Kurpfalz gehört Ludwigshafen nun zum Gebiet des "Bayerischen Rheinkreises", der seit 1833 auch als "Rheinpfalz" bezeichnet wird.

    Mitte des Jahrhunderts siedelten sich in Ludwigshafen vor allem chemische Fabriken an und die Zuwanderung von Arbeitern für diese Fabriken führte zu einem explosionsartigen Anstieg der Bevölkerung in der Stadt und den umliegenden Gemeinden.

    Lebten 1840 gerade einmal 90 Menschen in der Rheinschanze, so verzehnfachte sich die Bevölkerung innerhalb der nächsten zehn Jahre. Im Jahr 1867 hatte Ludwigshafen bereits 5.000 Einwohner. Im Jahr 1871 war die Einwohnerzahl auf 7.874 angestiegen. Um die Jahrhundertwende hatte Ludwigshafen knapp 62.000 Einwohner.

  • 1867 wird die "Ortsgruppe Ludwigshafen des Pfälzischen Kunstvereins" gegründet, die sich jedoch innerhalb des Pfälzischen Kunstvereins in Speyer organisiert. Wanderausstellungen des Pfälzischen Kunstvereins sind ab 1868 in Ludwigshafen dokumentiert.

    Mit Ende des Ersten Weltkriegs änderte sich die Situation in Ludwigshafen, das 1922 eine Großstadt mit über 100.000 Einwohnern wurde. Die Weltwirtschaftskrise Ende der 1920er Jahre zwang die Industrie zu umfangreichen Rationalisierungsmaßnahmen, die zu Massenentlassungen führten.

    Die kulturelle Entwicklung blieb in Anbetracht dieser Schwierigkeiten ein Stiefkind. Erst 1918 wurde ein städtischer Ausschuss für kulturelle, musikalische und wissenschaftliche Angelegenheiten gegründet.

    1911 wurde auf der Mitgliederversammlung des "Vereins Pfälzer Künstler und Kunstfreunde" in Neustadt die inzwischen in Ludwigshafen gebildete Ortsgruppe des Vereins anerkannt.

    Am 20. August 1920 veröffentlicht der neu gegründete Verein für bildende Kunst in Ludwigshafen a.Rh. in der Pfälzischen Rundschau den folgenden Aufruf:

    "Der Verein für bildende Kunst in Ludwigshafen a.Rh. ist aus der Ortsgruppe des Vereins pfälzischer Künstler und Kunstfreunde hervorgegangen. Das schöne, verwilderte Arbeitsgelände, das sich dieser Verein ausgesucht hatte, konnte nur teilweise erschlossen werden, aber die alten Mitglieder werden sich gerne an die Gemäldeausstellungen erinnern, die hier in den Vorkriegsjahren mit großem Erfolg veranstaltet wurden. Auch der neue Verein sieht die Organisation von Kunst- und Gewerbeausstellungen als seine wichtigste Aufgabe an. Er hofft, dadurch seinen Zweck, das Interesse für Kunst und Handwerk in unserer Stadt zu wecken, nachdrücklich zu fördern, und glaubt, auf die Mitarbeit all derer zählen zu können, die in der Beschäftigung mit künstlerischen Dingen ein Gegengewicht gegen geistige und seelische Verarmung sehen. (...)"

    Am 8. Juni 1928 wurde in der Generalversammlung die Umbenennung des Vereins beschlossen; Prof. Grevening, der ehemalige Vorsitzende des Vereins für bildende Kunst, übernahm auch die Leitung des neu gegründeten Kunstvereins Ludwigshafen a.Rh.

    Erst 1932 verfügt der Verein über eigene Räumlichkeiten - ein Ladenlokal in der Oggersheimerstraße wird ihm zur Verfügung gestellt. 1933 zieht der Kunstverein dann in die Kaiser-Wilhelm-Straße um, in die ehemaligen Räume der Dresdner Bankfiliale.

  • Die NSDAP fand in der Pfalz schon früh Anhänger. Unter Gauleiter Josef Bürkel wird die Pfalz zu einer Hochburg der Nationalsozialisten. Bereits 1922 wurde in Ludwigshafen eine Ortsgruppe der NSDAP gegründet, doch während sie bei den Reichstagswahlen im März 1933 in den überwiegend kleinen Landkreisen hohe Stimmenanteile erzielte, erreichte sie in Ludwigshafen 34,7 % - der gesetzliche Durchschnitt lag bei 43,9 %.

    Auf Initiative von Gaukulturrat Kurt Kölsch wurde noch vor der Machtübernahme der "Kampfbund für deutsche Kultur in der Westmark" gegründet. Er war eine Unterorganisation des "Kampfbundes Deutsche Kultur", der im August 1927 von Alfred Rosenberg in München gegründet worden war und 1933 zum Dachverband aller regionalen kulturellen und wissenschaftlichen Vereinigungen wurde.

    1933 lud Gaukulurrat Koelsch die pfälzischen Kunst- und Künstlerverbände zu einer außerordentlichen Tagung am 8. April nach Neustadt an der Haarst ein. Ziel ist "die Gleichschaltung dieser Verbände durch Auflösung oder Eingliederung in die Notgemeinschaft Pfälzer Kunst und den Kampfbund für Deutsche Kultur in der Westmark".

    Der Vorstand des Pfälzischen Kunstvereins mit Sitz in Speyer erklärt: "Der Pfälzische Kunstverein ist aufgrund der heutigen Gegebenheiten in seiner Organisation überholt. Die heute im deutschen Volke um sich greifende Bewegung zu einer nationalen Sammlung macht seinen Anschluss erforderlich. "

    Auf der Versammlung des Kunstvereins Ludwigshafen am 8. April 1933 in Neustadt erklärte Willi Weber stellvertretend für alle Mitglieder den Willen, sich dem Verein anzuschließen. Im Zeitungsbericht über die Tagung heißt es weiter: "Auch nach der Auflösung des Vereins und seiner Eingliederung in den Kampfbund bleibt die Einzelmitgliedschaft mit einem jährlichen Mitgliedsbeitrag von 4 Mark bestehen."

    Da es aus dieser Zeit keine den Verein betreffenden Archivalien gibt, lassen sich keine Aussagen über die unmittelbaren personellen und inhaltlichen Auswirkungen der Eingliederung in den Kampfbund für deutsche Kultur machen. Unklar bleibt auch, in welcher Form der ehemalige Kunstverein ab diesem Zeitpunkt an der Organisation von Kunstausstellungen in Ludwigshafen beteiligt war, die in der Folge von verschiedenen Organisationen veranstaltet wurden.

  • Nach dem Zweiten Weltkrieg bot Ludwigshafen ein Bild der Verwüstung: nach 145 Luftangriffen war die Innenstadt besonders stark betroffen, rund 98% aller Gebäude waren zerstört oder schwer beschädigt. Während die Einwohnerzahl bei Kriegsausbruch 1939 fast 144.000 betrug, lebten bei Kriegsende nur noch rund 61.000 Menschen in der Stadt. Bald nach Kriegsende kehrten viele zurück, und bis 1946 stieg die Einwohnerzahl wieder auf über 100.000.

    Bis Mitte der 1970er Jahre fanden die Ausstellungen des Kunstvereins noch in den Räumen des Stadtmuseums in Ludwigshafen statt. Danach standen dem Kunstverein die Ausstellungsräume im Bürgermeister-Ludwig-Reichert-Haus zur Verfügung. Bis zur Einweihung des Wilhelm-Hack-Museums konnten auch die Städtischen Kunstsammlungen die Räume nutzen.

    Der Kunstverein Ludwigshafen blickt auf eine fast 100-jährige Geschichte zurück, in einer der wechselhaftesten, herausforderndsten und sich stets wandelnden Städte Deutschlands.

    Besonders hervorzuheben ist die frühe Förderung von Künstlerinnen im Kunstverein Ludwigshafen, wie z.B. 1929 die Sammelausstellung "Deutsche Frauenkunst der Gegenwart", in der insbesondere Werke von Käthe Kollwitz, Else Lasker-Schüler, Marlene Poelzig, Augusta von Zitzewitz, Annelise Alters, Margarete Schütte-Lihotzky, Erna Raabe von Holzhausen, Gertrud Koref-Musculus Stemmler und Prof. Viktoria Wiintschina gezeigt wurden.

    Der Kunstverein Ludwigshafen hat darüber hinaus Künstlerinnen und Künstler wie Oskar Kokoschka und Max Ernst, Ute Petry, Lore Bert, Giuseppe Santomaso, Alberto Burri, Enrico della Torre, Carlo Alfano, Achille Perilli, Franco Gentilini, Arturo Bonfanti u.v.m. gezeigt.

    1995 wurde die Kunsthistorikerin Dr. Barbara Auer zur geschäftsführenden Direktorin ernannt, eine Position, die sie fast 25 Jahre lang innehatte. Auf Dr. Auer folgte Jana Franze-Feldmann, gefolgt von Jasmin Meinold als Interimsdirektorin.

    Gegenwärtig ist Ameli M. Klein die geschäftsführende Direktorin des Kunstvereins Ludwigshafen.