Urbanität in Bearbeitung

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WERTstadtPerformative Urbanität

11.9. – 21.11.2021

Stephan Backes, Knut Eckstein, Sandra Köstler, Katja von Puttkamer, Ina Weber, raumlaborberlin, TU Berlin

2018 haben Zuschauer*innen des NDR-Satiremagazins „Extra 3“ Ludwigshafen zur hässlichsten Stadt Deutschlands gewählt. Tatsächlich steht die Chemiestadt am Rhein mit ihrer prekären städtebaulichen Situation modellhaft für viele andere mittelgroße deutsche Städte.

In den 1970er-Jahren zählte Ludwigshafen zu einer der reichsten Städte Deutschlands. Ihren damaligen Wohlstand bezeugen groß angelegte Baumaßnahmen wie zum Beispiel der Neubau des Hauptbahnhofs, der als einer der modernsten seiner Zeit galt, oder das monumentale Rathaus-Center, das bis heute Wahrzeichen der Stadt ist. Ludwigshafen verschrieb sich, wie unter anderem auch Hannover, Kassel oder Köln, der Idee einer autogerechten Stadt. Die futuristisch anmutenden Hochstraßen beherrschen bis heute das Stadtbild. Die weiträumigen Flächen darunter: betonierte Brachen, toter Raum. Galt Ludwigshafen damals als absolut modern und zukunftsweisend, stehen heute die städtebaulichen Auswirkungen zunehmend in der Kritik. Hochstraßen und Brücken aus Stahlbeton sind, wie vielerorts, marode, das Rathaus-Center ist ein energetischer Sanierungsfall und der Hauptbahnhof, zum Regionalverkehr degradiert, obsolet. Ludwigshafen steht vor großen Herausforderungen: Abriss oder Erhalt? Der akute Handlungsbedarf bietet jedoch auch die Chance, urbanen Raum neu zu denken, zu verhandeln und zu gestalten und damit aktuellen Anforderungen in Hinblick auf Klima, Mobilität und Ökonomie gerecht zu werden. Die Ausstellung „Urbanität in Bearbeitung“ versteht sich als interdisziplinäres Projekt, das aus unterschiedlichen Perspektiven diese städtebauliche Umbruchsituation untersucht und die damit verbundenen ästhetischen und sozialen Fragen thematisiert.

Fünf Positionen zeitgenössischer Kunst – Katja von Puttkamer (Malerei), Sandra Köstler (Fotografie), Stephan Backes (Video), Knut Eckstein (Installation) und Ina Weber (Skulptur) – beschäftigen sich mit spezifischen Entwicklungen des urbanen Raums in Ludwigshafen und den daraus resultierenden kulturellen und politischen Implikationen. Flankierend dazu werden Pläne und Modelle von Studierenden des Instituts für Architektur der Technischen Universität Berlin gezeigt, die in der Seminarreihe „Obsolete Typologies“ unter Leitung von Daniel Korwan, Sandra Lentes und Diana Lucas-Drogan entstanden sind. Sie zeigen zukunftsweisende Ansätze, wie in Zeiten von Ressourcenknappheit vorhandene Bauten – Hochstraße Nord und Rathaus-Center – nachhaltig und kreativ umgenutzt werden können.

Das Architektenkollektiv raumlaborberlin entwickelt in Zusammenarbeit mit den Studierenden ein spektakuläres Ausstellungsdesign, das die verschiedenen Medien zusammenführt und die Besucher*innen zur Interaktion animiert. Sie greifen dafür drei verschiedene Architekturentwürfe zur Hochstraßenthematik auf und übersetzen diese in eine begehbare Rauminstallation. Als Bestandsaufnahme und Neuorientierung mit Blick auf die Visionen von einst möchte die Ausstellung zum aktuellen Diskurs über den urbanen Raum beitragen und Politik und Bürger*innen miteinbeziehen.

Ausstellungsguide zum Herunterladen finden Sie hier.

Kuratiert von: Barbara Auer und Gabriele Rasch

Gefördert von: Stiftung Kunstfonds; Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur; BASF SE; GAG Ludwigshafen, Stiftung der ehemaligen Stadtsparkasse Ludwigshafen a.Rh.

WERTstadt – Performative Urbanität

„WERTstadt – Performative Urbanität“ bietet seinen Besucher*innen Gelegenheiten die Werte Ludwigshafens (neu) zu entdecken und sich der Nutzung des Stadtraums bewusst zu werden. Das Veranstaltungsprogramm des Kunstvereins thematisiert die konfliktgeladene urbane Topografie, die in der Stadt am Rhein allgegenwärtig ist und lädt zahlreiche Stadtakteur*innen, sowie Expert*innen von Außerhalb ein, die öffentlichen und sozialen Räume zu verändern, zu beobachten oder einfach zu benutzen. Der Wert nimmt dabei die Praxis des Wertschätzens ein und artikuliert jenseits der ökonomischen Betrachtung der Stadt die alltagsspezifischen Wichtigkeiten der Stadtbewohner*innen, die täglich das urbane Leben mitproduzieren. Geboten werden kreative Workshops, ortsspezifische Performances, Spaziergänge, Konzerte und Diskussionen.

Das offene Programm schafft das partizipatorische Angebot Werte körperlich zu dekodieren, sowie zu sammeln, erkennen und Raumpotenziale zu verstärken, z. Bsp. im „Souvenir Shop” des Social Innovation Lab der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen oder mit der mobilen Stadtskulptur „RAUMVERSTÄRKER” des Mannheimer Architektenkollektivs Yalla Yalla! – studio for change. „WERTstadt“ findet draußen vor den Türen und innerhalb des städtischen Zentrums Ludwigshafens statt. In der Reihe ortsspezifischer Performances „Wir sind Ludwigshafen“ des AdRem Jugendtheaters verkörpern junge Tänzer*innen ihre Werte und Gedanken zur städtischen Architektur in spontanen Tanzperformances zwischen Rhein-Galerie und Berliner Platz. In einem graphischen Kommentar erzeichnet das Konzeptstudio ANICOWORKING die Planstadt und bringt diese als textile Intervention in den Stadtraum zurück. In diskursiven Formaten kommen alle zu Wort: In einem Stadtspaziergang mit dem Architekten Daniel Korwan werden Überlegungen zur Weitergestaltung von obsoleten Typologien verhandelt, während das Social Innovation Lab zu öffentlich-kritischen Stadtlesungen zu den Themen „Wohnen und Alltag“ einlädt. Zusammen mit dem Chor der Visionen können interessierte Ludwigshafener*innen ihre Beschwerden und Lösungsansätze zu den Abrissorten von der Pilzhochstraße bis hin zur Hochstraße Nord laut und kollektiv performen. Das multikulturelle Leben Ludwigshafens und seine vielen Einflüsse werden in Outdoor-Kochkursen der Malteser interkulturelle Begegnungsstätte abgebildet. Die Jugendkunstschule unARTig des Kunstvereins Ludwigshafen erweitert das Programm mit Praxisangeboten für Kinder und Jugendliche: Gemeinsam werden Spaziergänge und Erkundungstouren angeboten, aus denen im „Urban Garden“ Hochbeete entstehen oder im Workshop „Urban Sketching“ die Architektur und das Stadtleben Ludwigshafens gezeichnet werden. Mit dem Auge der Kamera werden im „INSTAwalk“ die Teilnehmer*innen zum Content Creator und im Workshop „Storytelling“ vermittelt die Fotografie Geschichten der Stadt. In einer performativen Auktion mit der Künstlerin und Stadtforscherin Stella Flatten und der Kuratorin Diana Lucas-Drogan findet „WERTstadt“ mit dem Verkauf aller während des Projektes gesammelten Werte an die Stadtbewohner*innen seinen Abschluss.

Mit AdRem Jugendtheater, ANICOWORKING, Stella Flatten, Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen, Yalla Yalla! – studio for change, Daniel Korwan, Sandra Köstler, Sandra Lentes, Malteser interkulturelle Begegnungsstätte, Marius Ohl, Coco Safir, Heidrun Schmiedel, Anika Skibba, Matthias Stoffel, Bernhard Vanecek, Kathrin Wildner. Kuratiert von Diana Lucas-Drogan
 

Bitte beachten: Die Teilnahme an „WERTstadt“ ist kostenfrei, aber in großen Teilen anmeldepflichtig!

Das Projekt „WERTstadt – Performative Urbanität" wird im Programm Kultursommer 2021 durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) mit Mitteln aus NEUSTART KULTUR und von der BASF SE gefördert.

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